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Vorbereitung auf neues Rechenzeitalter beginnt bereits jetzt

Kooperationsprojekt spart enorme Kosten / Doppelte Buchführung ab 2008

Als „ersten Schritt auf einem weiten Weg, der gleichzeitig eine Revolution des kommunalen Rechnungswesen bedeutet“ bezeichnet der Finanzpolitische Sprecher der Mainhäuser SPD-Fraktion, Wolfgang Löbnau, die Entscheidung des Gemeindevorstandes, frühzeitig die Weichen für die Umstellung zur doppelten Buchführung zu stellen. Bürgermeisterin Ruth Disser hatte in der vergangenen Sitzung der Gemeindevertretung mitgeteilt, Mainhausen werde sich dem Kooperationsprojekt „Odenwald-Doppik“ anschließen, um die Umstellung des Rechnungswesens zum Haushaltsjahr 2008 vorzubereiten.

Hintergrund ist eine Gesetzesnovelle der Hessischen Gemeindeordnung: Bis zum 01. Januar 2009 müssen alle hessischen Kommunen eine Umstellung von der bislang gängigen kameralistischen Buchführung zur doppelten Buchführung vornehmen.

„Während die öffentlichen Haushalte in den letzten Jahrhunderten mit der kameralistischen Buchführung dargestellt wurde, folgt nunmehr eine Umstellung auf ein System, dass dem der Privatwirtschaft sehr ähnelt. Beim heutigen System der Kameralistik werden keine Abschreibungen oder Instandhaltungskosten aufgelistet. Bei der Anschaffung einer Immobilie bedeutet dies, die Kosten werden einmalig dargestellt und tauchen später nicht mehr auf, es liegen somit keine Informationen über Vermögensstatus und Werteverzehr vor“ erläutert Finanzexperte Löbnau. „Die doppelte Buchführung hingegen bringt die wahren Vermögensverhältnisse und Kosten der öffentlichen Haushalte ans Tageslicht, denn zunächst werden alle Vermögen erfasst und in einer Eröffnungsbilanz dargestellt. Von den Straßen und Gebäuden über den Fahrzeugbestand bis hin zum Spaten am Bauhof wird alles buchhalterisch aufgenommen und bewertet. Die Kommune hat somit einen Überblick über den Stand ihres Vermögens gewonnen und kann entsprechend vorausschauend handeln.“

Das Kooperationsprojekt „Odenwald-Doppik“ vereint insgesamt 26 Kommunen und Verbände, die sich gemeinsam auf die Umstellung vorbereiten wollen. Neben 14 Gemeinden im Odenwaldkreis beteiligen sich auch 5 Gebietskörperschaften im Landkreis Bergstraße sowie Abwasser- und Müllabfuhrzweckverbände und ebenso Mainhausen.

„Natürlich kostet eine solche Umstellung auch Geld. In Zusammenarbeit mit privaten Beraterfirmen wären auf Mainhausen Kosten in Höhe von etwa 40.000 Euro zugekommen. Die interkommunale Zusammenarbeit von „Odenwald-Doppik“ wird unsere Gemeinde weniger als 10.000 Euro kosten. Mit dem Projekt wird somit nicht nur eine Menge Geld gespart, sondern auch Kompetenzen gebündelt und Erfahrungen untereinander ausgetauscht. Für eine Beteiligung spricht auch, dass Mainhausen in den Odenwaldkommunen Partner gleicher Größenklasse findet.“ Einen Unterschied zur Privatwirtschaft hebt Wolfgang Löbnau allerdings hervor: „Nach wie vor hat eine Kommune andere Aufgaben als ein Unternehmen. Die Gemeinde verfolgt keine Gewinnabsichten und muss ihren gesetzlichen Verpflichtungen zur Daseinsvorsorge nach wie vor nachkommen. Soziale Einrichtungen wie Kindergärten können nicht rein betriebswirtschaftlich beurteilt werden. Sie unterliegen selbstverständlich auch weiterhin anderen Bewertungskriterien und müssen an ihrem Nutzen für das Gemeinwohl gemessen werden. Und selbstverständlich werden sie weiter Geld kosten“ schließt der Sozialdemokrat.