Aktuelles

Rede von Kai Gerfelder anlässlich der Verleihung des Ehrenbriefes des Landes Hessen, 06.08.2018, Bürgerhaus Mainflingen

Sehr geehrter Herr Landtagvizepräsident Lortz, sehr geehrter Herr Landrat Quilling, sehr geehrter Frau Bürgermeisterin Disser, liebe Gäste,
Ich möchte den heutigen Anlass gerne dazu nutzen, einige Worte an Sie zu richten und meinen Dank auch mit einigen wenigen grundsätzliche Ausführungen verbinden. Ich versuche mich trotzdem kurz zu fassen.
Zunächst ein herzliches Dankeschön für die lieben Worte und die zum Ausdruck gebrachte Anerkennung, die mich an der ein oder anderen Stelle doch auch ein wenig Verlegen gestimmt haben. Vertraut mit der Situation, in - oftmals hitzigen - Debatten selbst am Rednerpult zu stehen, ist es doch eher ungewohnt, so viel Lob und schöne Dinge über sich selbst zu hören. Dies insbesondere von den beiden Christdemokraten im Kreis Offenbach. Vielen Dank Herr Landrat Quilling - vielen Dank lieber Frank Lortz!

leb-02

Am heutigen Nachmittage sind hier drei Menschen für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet worden. Und so unterschiedlich dieses ehrenamtliche Engagement auch ausgeformt und die politische Grundorientierung vielleicht sein mag, gibt es eines, was uns drei sicher verbindet: Das Bemühen um den Zusammenhalt der Gesellschaft und die Vermittlung demokratischer Grundwerte wie Respekt, Anstand oder auch Geschichts- und Traditionsbewusstsein.

Es ist von daher vielleicht gar kein Zufall, dass ich heute gemeinsam mit Hubert Reichenbach und Dr. Ludwig Stenger diese Auszeichnung entgegennehmen darf. Denn was die wenigsten von Ihnen wissen: Lange Zeit war Hubert Reichenbach zu Kinder- und Jugendzeiten mein Leichtathletiktrainer und hat mir sportliche Fairness vermittelt. Dass es dabei nicht für hohe Weiten oder schnelle Zeiten gereicht hat, spielt dabei keine Rolle und lag wohl mehr an mir. Jahre später hat genau diese sportliche Fairness den Umgang zwischen mir und Dr. Stenger bestimmt, als wir uns beide den Belangen unserer Gemeinde in unterschiedlichen Fraktionen gewidmet haben. Und bis heute währt dieses Verhältnis fort. Dafür danke ich Ihnen beiden und gratuliere Ihnen sehr herzlich.

Generalstaatsanwalt Fritz Bauer hat im Jahr 1964 angesichts der Gründung der NPD in „Heute Abend im Kellerklub“ auf die Frage „Worauf können wir als Deutsche stolz sein?“ geantwortet: „Die einzige Antwort kann sein, wir sind stolz auf uns selber. (…) Wir sind stolz darauf anständig zu sein. (…) Man fragt in einer Demokratie ständig, was können wir machen? Wir kleinen Menschlein in einer riesigen Maschine? Gut ist immer auch das kleine Winzige, was ich im Bereich des Politischen tun kann. Keiner von uns ist dazu geboren, Bundeskanzler zu sein. Keiner soll damit rechnen und sollte glauben, dass man nur als Bundeskanzler was erreichen kann. (…) Die Atmosphäre in der Bundesrepublik wird dadurch bestimm sein (…), wie Sie ihre Kinder erziehen. Wenn Sie Ihre Kinder demokratisch erziehen, werden sie eine politische Tat tun, die mindestens so wichtig ist, wie das abstimmen.“

Auch wenn der Begriff stolz in meinem Wortschatz nur selten Verwendung findet, nehme ich an dieser Stelle diesen Ehrenbrief des Landes auch stellvertretend entgegen für all jene, die sich in diesem Sinne bemühen. Im Sinne, Werte an junge Menschen weiter zu geben. Die Katholische Jugend Zellhausen ist in unserer Gemeinde hierbei ein wichtiger Baustein. Und ein gutes Beispiel für Teamwork, Solidarität und Gemeinsinn. Hier liegen meine ehrenamtlichen Wurzeln und darauf war und bin ich tatsächlich stolz.

Liebe Julia, liebe Zoe, ein Teil dieser Urkunde gehört sicher auch Euch und allen mit denen ich in den vergangenen 27 Jahren mehr oder minder intensiv arbeiten durfte! Danke für diese schöne Zeit!

Zu guter Letzt bleibt mir, mich bei allen zu bedanken, die mir in den vergangenen Jahren in der Kommunal-, Kreis- und Regionalpolitik ihr Vertrauen geschenkt und mich unterstützt haben. Zahlreiche politische Wegbegleiter sind heute anwesend. Verzeiht mir, wenn ich Euch nicht alle namentlich erwähnen kann.

Zwei meiner Gäste möchte ich aber dennoch nennen. Zum einen meine Eltern, die in den vergangenen 25 Jahren angesichts vieler politischer Tiefschläge und Verletzungen gedacht haben, warum tut ausgerechnet unser Sohn sich das an? Und denen ich sinngemäß, frei nach Konstantin Wecker, immer nur antworten konnte: „Ich singe, weil ich ein Lied hab‘!“ Danke für Euren Rückhalt!

Zum anderen meine Frau Dayana, die es mit mir aushält. Auch wenn die Stimmung nach einer Fraktionssitzung hin und wieder am Boden ist. Auch wenn sich der vermeintlich kurze Einkauf zu einer mehrstündigen Bürgersprechstunde entwickelt hat. Auch wenn ich im Urlaub zunächst mehr am Zustand der Straßen, als an den Sakralbauten interessiert bin. Und besonders dann, wenn ich dienstags nach der Gemeindevertretung eine Tüte Brezeln mit in Bett nehmen muss, um die Anspannung sozusagen „wegzunagen“. Danke, Dayana!

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
enden möchte ich mit einem Appell an Sie alle: Wie sie deutlich sehen können, erwarten wir in den kommenden Tagen ein Kind. Ich möchte Sie - die Mainhäuser Vertreter der Zivilgesellschaft - alle herzlich darum bitten, weiter daran mitzuarbeiten, dass auch unser Sohn in einer offenen und toleranten Gesellschaft aufwachsen kann. Einer Gesellschaft in der Werte wie Respekt, Haltung, Anstand, persönliche Freiheit, ausgleichende Gerechtigkeit und gelebte Solidarität das Fundament bilden. Dazu gibt es keinerlei erstrebenswerte Alternative! Weder für Deutschland noch für Europa!

Glück auf!